Tortuga mora, die Maurische Schildkröte in Spanien
Ob die Schildkröten im Süden der Iberischen Halbinsel allochthonen oder autochthonen Ursprungs sind, darüber streiten sich die Gelehrten. Es sind zwar eine ganze Reihe fossiler Funde mit einem Alter zwischen 35.000 und 150.000 Jahren aus dem Verbreitungsgebiet bekannt, was die autochthone Natur der Schildkröten in der Region bestätigen würde. Allerdings konnten diese Funde nicht sicher der heutigen Testudo graeca graeca zugeordnet werden.
Aufgrund DNA-Untersuchungen steht heute fest, dass die in Spanien vorkommenden T.g.graeca keine genetischen Unterschiede zu den im östlichen Marokko verbreiteten T.g.graeca aufweisen.
Der hochgewölbte Panzer ist extrem variabel gefärbt. Die Grundfarbe reicht von einem goldgelb über ein helles gelbbeige bis gelboliv. Die schwarze Fleckenzeichnung reicht von sehr kontrastreich über ein zerrissenes, manchmal gesprenkeltes Muster bis zu sehr hellen oder dunkleren Tieren.
Der Kopf weist grundsätzlich gelbe Zeichnungen an den Backen, der Nase und auf der Stirn auf und verleiht den Tieren einen lustigen harlekinähnlichen Gesichtsausdruck. Aber auch hier gibt es Ausnahmen von völlig schwarz bis rein gelb. Ebenso variabel gefärbt sind die Gliedmaßen.
Auch der Plastron ist mit den selben Gelbfärbungen und einer mehr oder weniger ausgeprägten Fleckenzeichnung äußerst variabel gefärbt.
Die Männchen sind relativ klein und werden kaum größer als 14 cm bei einem Gewicht von 600 g, die Weibchen erreichen meist nur eine Größe bis 18 cm bei einem Gewicht von 1200 g.
In Spanien gibt es heute noch drei voneinander getrennte Vorkommen:
- Eine relativ kleine Population im Westen der Insel Mallorca.
- In den Dünen des Nationalparkes Donana an der südwestlichen Atlantikküste. Hier lebt eine weitere Population in den angrenzenden Kiefernwäldern mit reichlich Vegetation und im Unterholz von mediterranen Bäumen.
- Das größte Verbreitungsgebiet befindet sich im Südosten zwischen Almeria und Murcia. Auf einer Länge von annähernd 200 km Luftlinie findet man hier ein knappes Dutzend voneinander isolierter Populationen. Hier kommt Tortuga Mora grundsätzlich nur in sehr trockenen, steinig felsigen Lebensräumen mit wenig Niederschlag und einer starken Sonneneinstrahlung vor. Die Vegetation besteht aus einem lockeren Bewuchs kleinerer, maximal mannshoher mediterraner Büsche oder den allgegenwärtigen, 60 bis 150 cm hoch werdenden Horsten des Halfagrases (Macrochloa tenacissima).
Der Südosten ist die wärmste Region Spaniens. Die Temperaturen betragen in den Habitaten bei vollsonnigem Wetter auch in den Wintermonaten um die 20 Grad und mehr. Nur selten fallen tagsüber die Temperaturen bis auf 16 °C. Nachts werden, bis auf wenige Ausnahmen, regelmäßig über 8° C gemessen. In eine längere Kältestarre können die Tiere deshalb nicht fallen. Die Schildkröten verkriechen sich lediglich während den wenigen bedeckten und den kälteren Regentagen. Sobald die Sonne scheint sind die Schildkröten wieder aktiv.
27. Januar 2020. 09. Februar 2020
Futter finden die Tiere auch im Winter reichlich.
Die Temperaturen in den Habitaten unmittelbar auf Schildkrötenhöhe haben nichts mit den in Klimatabellen angegebenen Werten zu tun. Hierauf bin ich in meinen Büchern „Natürliche Haltung und Zucht der Griechischen Landschildkröte“ und „Europäische Schildkröten – Lebensraum und Lebensweise“ bereits ausführlich eingegangen.
In den Wintermonaten ist die Bodenvegetation ausgesprochen grün, sodass die Schildkröten dort, wie andernorts im Frühling, regelrecht im Futter stehen. Im Sommer reduzieren die Schildkröten aufgrund übermäßiger Hitze ihre Aktivität auf die frühen Morgenstunden und den späten Nachmittag. Steigen die Schattentemperaturen an die 30° C, verkriechen sich die Schildkröten im Unterholz. Nach den ersten Herbstregen werden die Schildkröten auch in Spanien wieder ganztägig aktiv.
Erfreulich ist, dass wir in allen Habitaten viele Jungtiere und auch vorjährige Schlüpflinge gefunden haben.
Die höchste Populationsdichte entdeckte ich am Rand eines bewohnten Gebietes keine 2 km Luftlinie vom Meer entfernt. Hier wurde 2004 mit der Erschließung eines 350 ha großen Baugebietes begonnen und entsprechende Erschließungsstraßen gebaut. 2008 waren etwa 100 ha mit Feriensiedlungen bebaut. Der Rest liegt seither brach. Mitten in diesem Gebiet befindet sich, eingeschlossen von einer 30 m und einer 18 m breiten Straße mit Palmenallee und beidseitigen Fußgänger-/Radstreifen, ein etwa 65 ha großes Areal, welches sich die damalige Ursprünglichkeit bis heute erhalten konnte und immer noch mit mediterranen Büschen und Grashorsten bewachsen ist. Während die breite Straße zum Straßennetz gehört, ist die schmalere Straße abgesperrt und zerfällt bereits wieder. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit bis auch hier Bagger anrücken.
Die private Haltung von Tortuga mora ist seit dem 30.03.2015 streng verboten und kann sogar mit Gefängnis bestraft werden. Die Schildkröten mussten abgegeben werden und wurden teilweise wieder ausgewildert. Aber das ist einen eigenen Bericht wert.
Almeria und die Maurischen Schildkröten
Almeria ist für die landwirtschaftliche Produktion von Millionen von Tonnen an Obst und Gemüse auf weitläufigen Feldern und vor allem in Plastikgewächshäusern bekannt. ...
Ein ausführlicher Bericht und Bilder zum Thema ist in Vorbereitung.